Kunst des Interviews Proj_final 0:00 Musik [Dynamische, heitere Musik] 0:24 Anja Redecker Moin und hallo. Willkommen beim Hamburg-Open-Online-University-Projekt „Accessing Theatre“. Und bei der zweiten Folge des Podcasts „Postskriptum“. Ich bin Anja Redecker, freie Dramaturgin und Produktionsleiterin. Und ich habe gemeinsam mit der Theaterakademie Hamburg und tollen KollegInnen „Accessing Theatre“ ins Leben gerufen. Accessing Theatre das ist eine Website, ein Wissensnetzwerk, das euch Einblicke in theatertypisches Handwerkszeug und in Arbeitsstrukturen am Theater gibt. Einem Bereich, der für BerufseinsteigerInnen oder Außenstehende oft gar nicht so leicht zu durchblicken ist. Die Inhalte für die Website erstellen Studierende der Theaterakademie anhand ihrer eigenen Fragestellungen, aber auch ExpertInnen aus der Praxis, wie z. B. BühnenbildnerInnen oder DramaturgInnen 1:12 Anja Redecker In dieser Folge Postskriptum soll es um Journalismus und Theater gehen. Oder genauer: Um das Interviewführen – die Kunst des Interviewführens. Dieses Thema habe ich ausgewählt als PS zum Dramaturgieseminar „Vermittlung“ an der Theaterakademie. Hier behandeln wir verschiedene Medien und Formate, die die Hintergründen und Inhalte von Produktionen dem Publikum nahebringen sollen. Also z. B. Programmhefte, Podcasts oder Publikumsgespräche. Und dabei taucht immer wieder das Interview auf als Textform, als auditives oder als audiovisuelles Medium. Deshalb möchte ich heute mit dem freien Kulturjournalisten Peter Helling sprechen und erfahren, wie man im Gespräch mit RegisseurInnen auf den Punkt kommt, wie man schüchterne SchauspielerInnen zum Sprechen animiert und überhaupt, was grundlegende Voraussetzungen für ein gelungenes Interview sind. 2:00 Anja Redecker Ich freue mich also sehr, dass du mir jetzt gegenübersitzt. Hallo, Peter. 2:03 Peter Helling Hallo, Anja. 2:04 Musik [Dynamische, heitere Musik] 2:09 Anja Redecker Peter. Magst du zu aller erst vielleicht ein paar Worte zu dir selbst sagen? Du bist freier Kulturjournalist beim NDR 90.3. Wie lange arbeitest du schon dort und wie sieht deine Arbeit aus? 2:20 Peter Helling Ich bin jetzt seit sechs Jahren freier Kulturjournalist bei NDR 90,3. Das ist das Landesfunkhaus des NDR von Hamburg in Hamburg und bin da seit sechs Jahren in der Redaktion des Kulturjournals. Das ist ein allabendlich erscheinendes Kulturmagazin mit Kultur für Kultur aus Hamburg und über Hamburg. Und dort bin ich seit sechs Jahren jetzt tätig und vor allem eben im Bereich Theater, denn ich habe – wir haben uns da ja auch kennengelernt – elf Jahre vorher als Schauspieldramaturg an unterschiedlichen Theatern gearbeitet und bin vor sechs Jahren dann zuletzt am Theater Osnabrück, wo wir uns ja kennenlernten, und dann von dort aus nach Hamburg gezogen aus privaten Gründen. Und dachte: Jetzt mache ich erst mal eine kleine Pause. Und dort wurde ich dann gefragt: Wie wäre denn das Radio für dich als Medium? Würde dich das interessieren? Und Radio hat mich tatsächlich immer schon interessiert. Als Medium, als Möglichkeit, Menschen zu erreichen und mit Menschen in Kontakt zu treten. 3:24 Peter Helling Und dann habe ich mich beim NDR beworben und bin dort genommen worden sozusagen. Habe dort einen Rahmenvertrag und bin dort tätig. Und mein Schwerpunkt liegt aufgrund meiner Theatervergangenheit im Bereich Theater, Theaterpremierenberichterstattung. Was ich aber auch mache ist, Berichte aus der gesellschaftlichen Welt, aus der soziokulturellen Welt, aus dem jüdischen Leben Hamburgs z. B., auch aus dem muslimisch-alevitischen Leben, da haben wir auch immer Berichte. Und ich mache Buchkritiken oder KünstlerInnenportraits von Menschen, die hier in Hamburg Kunst machen, Kunst zeigen. Was sich jetzt in den letzten zwei Jahren eben auch erwiesen hat, dass ich immer mehr für NDR Kultur, für NDR Info. Das heißt, die Beiträge werden also auch in anderen Wellen gesendet und ich mache auch für andere Wellen Beiträge. 4:15 Anja Redecker Das klingt, als wärest du jederzeit gut informiert über alle möglichen Bereiche, die in Hamburg so stattfinden. 4:22 Peter Helling Ich denke schon, weil wir auch in jeder Woche eine Sitzung haben, wo wir noch mal genau darüber sprechen: Was findet gerade in der Stadt statt? Was sind gerade für Premieren, für Events, Galerieeröffnungen? Und meine KollegInnen und ich wir sind … Jeder hat so ein bisschen so einen eigenen Schwerpunkt. Manchmal gibt es auch Überschneidungen. Und da erfährt man eben auch ganz viel aus der gesamten Kulturszene hier in Hamburg, wie reich sie eigentlich ist. 4:47 Anja Redecker Ja, ich bin natürlich total dankbar, dass du quasi beide Arbeitsbereiche gut kennst: Den Arbeitsbereich eines Kulturjournalisten, aber auch den eines Dramaturgen. Und mich würde interessieren: Siehst du da auch Schnittstellen oder Querverbindungen? Gibt es Fähigkeiten, die du als Dramaturg erlernt hast, die dir jetzt als Kulturjournalist zugute kommen? Und andersherum: Hast du vielleicht Neues erlernt als Kulturjournalist, was deiner Einschätzung nach als Dramaturg ein sinnvolles Tool sein könnte? 5:16 Peter Helling Also was wirklich eine große Schnittmenge beider Berufe ist, das ist Lust am Kommunizieren, Lust am Austausch. Als Dramaturg, Dramaturgin, glaube ich, ist das eine Kernkompetenz, kann man so sagen, denn: Da muss man ja wirklich mit allen in irgendeiner Form kommunizieren. Nicht nur mit dem Publikum einen Austausch pflegen im Publikumsgespräch, sondern auch SchauspielerInnen in der Probensituation vermitteln: Was ich der Inhalt eines Textes? Worum geht es in dieser Zeile? Was sind gewisse Inhalte? Hintergrundwissen zu transportieren. Genauso Sorgen und Nöte wahrzunehmen und sie anzusprechen. Es gibt auch Kommunikation natürlich schriftlicher Art, dass wir Programmhefte und Texte schreiben, dass wir versuchen, immer im Austausch zu sein mit allen Abteilungen auch der diversen Häuser. Das heißt, eigentlich habe ich meinen Beruf als Dramaturg sehr verstanden als eine Art von Kommunikationstool, als eine Möglichkeit, in alle Richtungen durchgehend Kommunikation zu ermöglichen. Also durchlässig sein, offen sein, nicht die Türen verschließen. Das muss man auch mal, um einen kleine Abstand hinzubekommen, aber eigentlich sollten die Türen geöffnet sein, um Kommunikation zu ermöglichen. 6:29 Peter Helling Und genau da ist eine Schnittmenge auch mit dem Beruf beim NDR als Radiojournalist, dass du natürlich a) ein sendendes Medium hast. Auch Theater ist ein sendendes Medium. Das kommt darauf an, dass es gehört wird. Wenn auf der anderen Seite keine HörerInnen sind oder ZuschauerInnen, dann ist es für die Katz. Sondern es will nach außen, es will mit de Welt reden, es will kommunizieren. Das ist ein ganz großer Faktor. Gleichzeitig geht es auch darum, wirklich Interesse, Neugier an Menschen zu haben, mit denen wir ins Gespräch kommen und diese Neugier auch zu vermitteln. Das heißt, mein großer, großer Wunsch ist, dass die Menschen, die meinen Beiträgen lauschen, deren Gesichter ich ja kaum je kenne, dass die wirklich sich sagen: Mensch, das macht mich neugierig, ich möchte gerne in dieses Kulturevent gehen; oh, ich möchte gerne dieses Theaterstück sehen; dieses Buch lesen. Das heißt eigentlich, den Austausch zu fördern und Kultur zu vermitteln, um zu erzählen: Das ist wirklich etwas für alle, das ist nicht elitär, da kann jeder dran teilhaben. Das ist so mein Verständnis. 7:30 Peter Helling Und da sind Überschneidungen. Du hast mich auch gefragt nach dem Neuen, was dazukommt, was ganz spannend ist, dass Radio ein Medium ist, das sehr mit dem Faktor zeit arbeitet. Das heißt, ein Beitrag, der heute entsteht, der wird heute Abend gesendet und ist morgen versendet, ist sozusagen, ist schon in der Luft, ist gezeigt, wird vielleicht online noch präsentiert. Ansonsten geht es wirklich darum, möglichst schnell sich in ein neues Thema einzuarbeiten. Und dieser Switch, diese Geschwindigkeit, dieses sehr auf Zeit Achten: Das ist etwas, was ich schon in dieser Präzision neu lernen musste, auch übrigens handwerkliche Skills. Denn diese Beiträge, in der Regel so ein Radiobeitrag dauert drei bis vier Minuten, den zu bauen ist sozusagen ein Handwerk, was ich mir jetzt auch angeeignet habe. Selbst mischen, selber abmischen, zu gucken, was für eine Musik passt wo, welcher O-Ton passt wohin. Auch das kam neu dazu. 8:28 Peter Helling Aber vor allem, glaube ich, dieses Bewusstsein, es geht um Zeit. Es geht darum, jetzt nicht eine halbe Stunde uferlos zu reden, sondern zu sagen: OK, ich habe drei Minuten und da sollen die Contents, sollen die Inhalte rübergebracht und vermittelt werden. 8:39 Anja Redecker Ah, das klingt, als wäre auch die Gestaltung eines solchen Radiobeitrags eigentlich eine genuin dramaturgische Aufgabe; einen Spannungsbogen zu bauen, Elemente einzufügen, die es über die Zeit hinweg interessant machen, zugänglich machen. Und ich höre schon raus – du hast selbst das Schlagwort gesagt –, dass für dich auch die Arbeit als Kulturjournalist eine enorm vermittelnde ist. 9:01 Peter Helling Ja. Das Eine, das du angesprochen hast, da gebe ich dir vollkommen recht, wenn du drei Minuten hast für ein Thema, brauchst du eine Dramaturgie. Du brauchst am Anfang beispielsweise ein Ereignis aus einem Kulturereignis, einem Kulturevent, einem Theaterabend zum Beispiel, der erst mal die Ohren schon mal aufmacht, wo man wirklich gecatched wird und angezogen wird und sagt: Mensch, dem höre ich länger zu, da fängt jetzt nicht gleich ein theoretischer Diskurs an oder so, das ist dann zu trocken. Sondern es soll sinnlich sein, es soll die Menschen erst mal, ja, neugierig machen. Und dann braucht es tatsächlich auch einen dramaturgischen Bogen, der ganz wichtig ist, damit man wirklich eine Art Geschichte erzählt, die verdichtet noch mal zeigt, was da an dem Abend noch mal möglich war. Auch für mich eine wichtige Form natürlich, weil es als Journalist, ist: Ich bilde ja nicht nur ab – das ist ja auch nicht nur die Arbeit –, sondern ich bin auch als Kritiker unterwegs. 9:59 Peter Helling Das bedeutet: Ich bin zum Beispiel in einer Theaterpremiere und dann bin ich auch gehalten, möglichst ehrlich, möglichst offen meine Meinung zu sagen und sie gut zu begründen. Es ist eine individuelle Meinung, aber die Meinung, die kann auch mal ein bisschen schärfer ausfallen, die kann auch mal hymnisch ausfallen, aber da möchte ich als Peter Helling sozusagen hörbar sein und das ist mir eben auch ganz wichtig. 10:22 Anja Redecker Ja. Wir sind ja heute hier vor allem, um über Interviews zu sprechen und darüber , wie man Interviews führt. Und der Ursprung zu diesem Gespräch liegt im Grunde genommen in dem Seminar Vermittlung an der Theaterakademie, wo – ich habe es schon im Intro gesagt – Interviews immer wieder auftauchen als Medium, das entweder in textbasierter Form in Programmheften auftaucht oder auch als Podcasts immer mehr jetzt auf Webseiten von Theatern auftaucht. Da wäre meine Frage an dich noch mal zurückzublicken:; Inwieweit hat das Führen von Interviews für dich auch als Dramaturg schon eine Rolle gespielt? Hast du diese Technik verwandt? Und wenn ja, in welchen Kontexten? 11:01 Peter Helling Also der Kontext was damals zum Beispiel ganz klar, Publikumsgespräche mit KollegInnen aus dem Ensemble zum Beispiel zu sprechen und gleichzeitig aufzunehmen, was aus dem Publikum für Fragen kamen. Und durchaus noch mal aufzufangen, wenn wir vor einem Publikum sitzen – nehmen wir mal an konkret, wir sitzen auf einem Podium zu fünft –, ich sitze in der Mitte und ich moderiere ein Gespräch. Ich frage einzelne Schauspieler, Schauspielerinnen, einen Regisseur, eine Regisseurin nach dem Stück, das er oder sie gerade erarbeitet. Und dann entsteht ein Gespräch, gleichzeitig kommen vielleicht Fragen aus dem Publikum. Ich habe auch erlebt, dass aus dem Publikum zum Beispiel auch Kommentare kommen, manchmal auch scharfe Kommentare, Fragen, Ideen. Und genau dann geht es darum, wie in einem Mobile, sage ich mal, wie in einer Art lebendigem Mobile zu gucken, jedem einen Raum, jeder einen Raum zu geben, um gleichzeitig das Publikum, die Publikumsstimmen aufzunehmen und sie in das Gespräch mit einzubauen und zu beantworten möglichst. 12:07 Peter Helling Es gab auch andere Situationen, die zum Beispiel auch eine Situation ist, wie Probenanfänge, wo sich zum ersten Mal ein Regisseur, der zum Beispiel als Gast vor Ort ist, eine Regisseurin, sich vorstellt, sein Konzept vorstellt und beschreibt: Mensch, ich möchte gerne mit euch die nächsten sechs Wochen verbringen. Da ist es meine Aufgabe als Dramaturg, dem Ensemble, das ja meist fest an einem Haus ist, zu erklären, vorzustellen, zu beschreiben, vielleicht Fragen zu beantworten. Auch das ist eine Art Interviewsituation, weil es darum geht, Verbindungen – das steckt ja schon im Wort drinnen – ‚zwischen‘ den Menschen, zwischen den KünstlerInnen herzustellen. Und da sehe ich auch eine ganz wichtige Aufgabe. Es gibt dann auch noch eine Situation, dass ganz konkret für Programmhefte Interviews geführt werden – die werden ja häufig auch abgedruckt – und da dann mit einem Regisseur, mit einem intimen Rahmen, einer Regisseurin zu sprechen und sie konkret anzusprechen: Was hast du dir bei de Stück X/Y gedacht? Und das dann zu transkribieren und in ein Programmheft zu übersetzen. 13:11 Anja Redecker Das ist spannend, dass du das sagst, dass du insbesondere auf den internen Arbeitsprozess zu sprechen kommst, weil ich tatsächlich auch in meiner Arbeit als Dramaturgin feststelle, dass es häufig gerade in der Vorstellung von Konzepten hilfreich sein kann, als Dramaturg, Dramaturgin nicht selbst in eine erklärende Rolle zu gehen, sondern vielleicht Fragen zu stellen, die dann in der Runde gemeinsam neu Denkräume aufmachen und vielleicht etwas weiterführende als dass wenn man da jetzt ein Referat abhält, was im Spanischen Bürgerkrieg passiert ist oder dergleichen. 13:40 Peter Helling Der Klassiker ist als Dramaturg – das habe ich auch oft genug gemacht – mit einer tonnenschweren Materialsammlung zu kommen, die dann noch 30-mal kopiert ist, sie an jeden zu verteilen und zu hoffen, dass irgendjemand einmal dareinliest, was, na ja, ich hoffe, manchmal, aber doch, glaube ich, meist selten passiert. Und genau, wie du sagst, dann nicht sozusagen von oben nach unten einen Vortrag halten, sondern tatsächlich ins Gespräch zu kommen. Es ist glaube ich wichtig, Hintergrundinformationen zu vermitteln für jedes Stück – das ist, glaube ich, ganz wichtig, dass jeder Schauspieler, Schauspielerin das auch mitnimmt –, aber gleichzeitig ist es eben entscheidend, vor allem Fragen zu stellen. Gute Fragen, weil: Die Fragen werden sich später auch, glaube ich, in einem künstlerischen Prozess nicht unbedingt beantworten lassen. Aber die Neugier, mit der die Fragen vielleicht diskutiert wurden, die wird sich in einem Stück zeigen – und ich bin davon überzeugt –, wird auch die Qualität eines Theaterstücks extrem verändern, je mehr ein Stück durchdrungen ist von Fragen von Diskurs. Dass die Dinge, die verkörpert werden aus inneren wirklich Antworten, vielleicht sogar kommen. 14:47 Peter Helling Und dafür braucht es aber einen Prozess des Zweifelns uns des Fragens. Wenn es nur verordnet ist, entstehen, stehen Puppen am Ende auf der Bühne und das will niemand sehen. 14:56 Anja Redecker Absolut. 14:57 Musik [Dynamische Musik] 15:05 Anja Redecker Ich wende das schriftliche Interview dann für Veröffentlichungen an, wenn ich dem oder der GesprächspartnerIn und auch mir selbst besonders große Kontrolle über das zusichern will, was wir nach außen kommunizieren. Allerdings wirken schriftlich – zum Beispiel via Mail – geführte Interviews häufig etwas steif uns sind wesentlich distanzierter als das natürliche Sprechen, das beim Video- oder Audiointerview aufgezeichnet wird. 15:25 Musik [dynamische Musik] 15:31 Anja Redecker Genau. Und du hast auch gesagt, dass du für Programmhefte Interviews verwandt hast. Und da bin ich direkt hellhörig geworden, weil du auch gesagt hast, du führst auch für dieses Medium Gespräche und transkribierst sie im Nachhinein. Das heißt, du hast eher nicht darauf zurückgegriffen, textliche Interviews zu führen. Zum Beispiel – ich weiß nicht –, dass man Fragen per Mail an einen Regisseur schickt in Zeitnot oder dergleichen und der Regisseur, die Regisseurin die dann auch per Mail beantwortet. 15:56 Peter Helling Viel seltener. Das ist seltener der Fall. Und in der Tat: Man hat natürlich im Programmheft nicht so viel Platz. Und in der Regel ist das auch manchmal auch damit getan, einen einführenden Text zu schreiben. Aber ich empfinde das direkte Gespräch immer als anders, als qualitätvoller, weil man sich schlicht und ergreifend in die Augen guckt. Und ich glaube, das ist der Schlüssel für jedes Interview, sich miteinander ins Vernehmen zu setzen, dass man sich als Körper gegenübersitzt. Ich glaube, das kann auch am Telefon sein, das merke ich jetzt auch während der Corona-Zeit, dass wir aufgrund der gebotenen Distanz ganz viele Telefoninterviews geführt haben. Ich finde, dass sie nicht nur technisch schwieriger sind: Weil es knackt in der Leitung oder so; sondern sie haben manchmal auch eine andere Tiefe. Vielleicht nicht dieselbe Tiefe, weil das Gegenüber sozusagen nicht sichtbar ist. Dadurch entstehen andere Arten des Interviews. Ich bin immer noch der Meinung: Die beste Form ist wirklich das physische Gegenübersitzen. 16:56 Anja Redecker Jetzt arbeitest du für das Radio. Das heißt, deine Interviews funktionieren auf der auditiven Ebene überwiegend. Und ich mache die Beobachtung, dass dies auch für Theater eine immer größere Rolle spielt. Also tatsächlich Gespräche, Interviews aufzuzeichnen und auf diesem Weg dem Publikum zur Verfügung zu stellen. Hältst du das für eine sinnvolle Entwicklung? Meinst du, Menschen hören sich das an begleitend zu dem Theaterstück, das sie sich anschauen? 17:20 Peter Helling Gute Frage. Ich bin gerade am Überlegen. Ich glaube, ja. Ich glaube, ja. Ich glaube, es gibt ja ein – wie ich es beobachte – ein anderes Verhältnis zur Wirklichkeit auf der Bühne. Ich habe das Gefühl, dass viel mehr Wirklichkeit auf die Bühne kommt, weil wir auch in bewegten Zeiten leben. Das bedeutet, dass man nicht unbedingt mehr einen Schiller heranzieht, um über die Wirklichkeit zu erzählen, sondern dass wir möglichst direkt die Wirklichkeit auf die Bühne stellen; was zweierlei – finde ich – Aufgaben stellt. Denn ich finde: Theater ist immer noch eine Kunstform, eine Kunst. Das bedeutet, dass die Wirklichkeit immer auf einer Bühne verdichtet und anders wird. Wir sehen nie eins zu eins die Wirklichkeit auf der Bühne. Wir sehen eine Verfremdung, eine Überhöhung. Und damit spielt das Theater. Das ist ja die ureigene Kraft des Theaters. Gleichzeitig entsteht aber auch natürlich durch dokumentarische Formate schon seit einigen Jahren eine ganz andere Form des Miteinanderredens. Und ich erlebe das Publikum schon als sehr neugierig. Gerade jüngeres Publikum. 18:19 Peter Helling Die sagen: Wir gehen in ein Theater, nicht um – ich sage mal salopp – Klassikerpflege zu sehen. Die kann manchmal fruchtbar sein, wenn man vor allem Klassiker bricht und sie hinterfragt, auf jeden Fall, mit der Wirklichkeit immer wieder konfrontiert. Nur so funktionieren Klassiker, da bin ich von tiefst überzeugt, sondern vielleicht auch einen sehr viel direkteren Zugang in die Wirklichkeit bekommen. Und dafür sind diese Gespräche unabdingbar. Sei es in der Vorarbeit mit zum Beispiel ExpertInnen des Alltags – das kennen wir natürlich vor allem von Rimini-Protokoll, von diesen Gruppen, was ja längst fast Mainstream geworden ist, aber das ist auch gut so. Das ist eine tolle und spannende Entwicklung, dass man wirklich mit Menschen ins Gespräch kommt und diese Gespräche auf die Bühne setzt. Ich halte das für eine ganz fruchtbare, die auch, glaube ich, beim Publikum auf großes Interesse stößt. Man sieht sich noch mal anders gespiegelt. Wichtig ist, glaube ich, nur – und das ist mein ganz entscheidendes PS – ist auch immer noch die Frage: 19:20 Peter Helling Wo wird aus der Wirklichkeit Kunst? Wo wird es überhöht, übersetzt in eine andere Form? Weil: Ich glaube, es ist eine Illusion. Theater kann nie eins zu eins Wirklichkeit abbilden, sondern ist immer eine Überhöhungs-, eine Überhitzungsmaschine, ein Ort, wo Wirklichkeit auch zu etwas anderem wird. Und dieses Andere, glaube ich, sollte man immer mitdenken. 19:42 Anja Redecker Das heißt, wenn ich dich richtig verstehe, steht das Theaterstück natürlich als solches in seiner Überhöhung und Verfremdung, Zuspitzung der Wirklichkeit für sich. Aber es kann natürlich ein hilfreicher Moment sein, dazu begleitend in zum Beispiel Interviewpodcasts noch ein bisschen Wirklichkeit aus den Arbeitsprozessen zu den inhaltlichen Hintergründen mit an die Hand zu geben; was das Theaterstück nicht ersetzt, aber möglicherweise ergänzt und bereichert. 20:07 Peter Helling Ich glaube, ja. Ich glaube, auch die Arbeitsprozesse zu zeigen, ein bisschen diesen sehr geschützten Arbeitsraum, wie ein Stück entsteht, es sind ja Schutzräume, kann man, glaube ich, immer mal wieder öffnen und da wirklich auch gucken, dass man mit Interviews – das passiert ja wirklich fast… Viele Häuser haben ja mittlerweile eigene Podcasts und öffnen damit auch ihre Arbeitsprozesse 20:27 Musik [Dynamische Musik] 20:36 Anja Redecker Insbesondere seit Beginn der Covid19-Pandemie haben viele Theater die Produktion digitalen Vermittlungsmaterials verstärkt. Neben Trailern finden sich daher mittlerweile auf vielen Websites auch Video- oder Audiointerviews mit Beteiligten der Spielplanproduktion. Zum Beispiel beim Staatstheater Hannover, beim DT Berlin oder auf der Website des Lichthoftheaters Hamburg. Für viele Häuser wird der Aufbau von Mediatheken, die auch Vermittlungsmaterial umfassen, immer wichtiger. 20:59 Musik [Dynamische Musik] 21:06 Peter Helling Ich glaube trotzdem an diesen Schutzraum; der ist ganz wichtig. Ich glaube auch, dass die Lust des Publikums – gefördert auch durch manche sozialen Medien –, sofort eine Antwort zu bekommen, sofort einen Eindruck zu bekommen; ich glaube, dass man da auch ein bisschen Geduld haben sollte. Theater ist nämlich auf der einen Seite ein wahnsinnig schnelles Medium – so erlebe ich es auch im Radio –, auf der anderen Seite aber ein sehr analoges, ein sehr langsames. Es ist kein Medium, glaube ich, was man sofort der Tagesaktualität aussetzen sollte. Dafür sind die Prozesse … brauchen einfach ihre Zeit, ihre Probenzeit, ihren Schutzraum. Da muss man genau abwägen: Was öffnet man? Gleichzeitig aber, finde ich: Ja, Interviews dienen dazu wirklich, dass die Menschen noch mal näher an das Medium Theater herangeführt werden. Und das ist auch bei mir beim Radio eigentlich auch mein Anspruch, dass ich sage: Ich möchte gerne mit Menschen sprechen, die mir einen Einblick erlauben und diesen Einblick nicht sozusagen grell zu beleuchten, sondern behutsam, sensibel in die Öffentlichkeit zu bringen und einfach Geschichten zu erzählen. 22:08 Peter Helling Weil: Man glaubt ja gar nicht, was in diesen Häusern, was in diesen künstlerischen Prozessen für aufregende Geschichten stecken. Und wenn die sozusagen nach außen getragen werden auf eine sensible Art, nicht eine reißerische Art, glaube ich, hilft das beiden Seiten: Der Kunst, die sich öffnet und gleichzeitig den Menschen, die Kunst erleben möchten, die plötzlichen sehen: Wahnsinn, wie fruchtbar die Szene zum Beispiel hier in Hamburg ist. 22:30 Anja Redecker Jetzt haben wir ein bisschen darüber gesprochen, was vielleicht auch die Wirkungsmacht von Interviews sein kann oder was die vermittelnde Qualität von Interviews sein kann oder auch Schnittstellen zwischen Dramaturgie und dem Journalismus in dem hier beschriebenen Sinne. Ich würde jetzt gerne noch genauer darauf zu sprechen kommen: Wie funktioniert denn eigentlich dein Job? Also wie funktioniert ganz konkret das Interviewführen? Und da ich tatsächlich gar nichts weiß von redaktioneller Arbeit oder Journalismus, würde mich als erstes interessieren, wie du zu den Interviews kommst. Entscheidest du selbst, mit wem du sprichst, wann du mit den Personen sprichst, zu welcher Produktion? Oder wie laufen diese Prozesse ab? 23:12 Peter Helling Es gibt ja in den meisten Theatern, in allen Theatern, es gibt auch in den Verlagen Presseabteilungen, es gibt PressesprecherInnen, die wir erst einmal kontaktieren. Es ist so, dass wir und in einer wöchentlichen Sitzung überlegen: Was sind wichtige Themen? Und dann ist der erste Anruf bei einer Presseabteilung im Verlag, im Theater, in der Oper, an den verschiedensten Häusern. Und dort vorstellen: Wir haben folgende Idee, wir würden gerne dies und jenes machen. Und dann wird intern geguckt, ob das auf Interesse stößt, ob der- oder diejenige, mit der ich sprechen möchte, Zeit hat, Lust hat, sich mit mir zu treffen oder am Telefon ein Interview zu führen. Das ist erst mal der Vorbau. Und oft kommt dann noch mal die Gegenfrage: Herr Helling, können Sie uns das noch mal als E-Mail schicken, damit wir das Anliegen im Vorfeld noch mal verstehen? Und dann versuche ich in kurzer Fassung zu schreiben, zu beschreiben, was meine Pläne sind für einen Radiobeitrag, was ich gerne fokussieren möchte. 24:16 Peter Helling Dass ich sage: Es gibt zum Beispiel ein bestimmtes Stück, einen bestimmten Aspekt, der mich jetzt interessiert. Und das wird dann meistens positiv beantwortet – das ist eigentlich sehr schön, also seltenst kommt eine Absage –, weil ich auch früh vermitteln möchte, dass ich das auf eine sensible und seriöse Art mache. Gleichzeitig gibt es das andere; das sind für Beiträge zum Beispiel, die KünstlerInnenportraits sind, zum Beispiel. Es gibt auch natürlich Premierenberichte. Da rufe ich dann in den jeweiligen Theatern an und bitte um eine Pressekarte und gehe dann dorthin und berichte nach der Premiere, wie es mir gefallen hat. Das ist erst mal der eigentliche Vorbau. Und dann findet das Treffen statt. Hoffentlich analog, face-to-face. Manchmal sogar, was ich besonders toll finde, an einem Ort, der der anderen Person etwas bedeutet. Es gibt also manchmal auch Situationen, wo wir sagen: SchauspielerIn X/Y hat ein Lieblingscafé und lass uns doch dort direkt treffen. 25:19 Peter Helling Und dann ist es eigentlich besonders schön, auch wenn man das Geklimper der Teller im Hintergrund hat und der Löffel und so. Das macht einen Radiobeitrag, ein Interview eigentlich besonders lebendig, interessanterweise oft geschützter in der Öffentlichkeit, weil es normal und alltäglich ist. Und dort dann an einem Tisch zu sitzen, der vielleicht für die Person wichtig ist und dann gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Das schafft schon mal auch eine ganz schöne Lockerheit und Offenheit. Und dann ist ist der nächste Schritt, überhaupt in Kontakt zu treten. Wie findet eine Ansprache statt? Und da ist es mir natürlich auch noch mal ganz wichtig, dass ich vorstelle, was meine Pläne sind, was ich gerne machen möchte, worüber ich gerne sprechen möchte. So eine Art kleines Vorgespräch zu führen. Denn es ist ja tatsächlich so, da ich vom Radio bin: Ich habe mein Mikrofon dabei. Und das ist erst mal natürlich schon so eine Wuchtbrumme. Die liegt dann erst mal da und hat dann die NDR-90,3-Aufschrift und so. Das könnte ja auch irgendwie ein bisschen schüchtern machen oder einschüchtern, weil man denkt: 26:23 Peter Helling Mensch, jetzt kommt so ein physisches Gerät zwischen uns, so ein Mikro. Und meistens mache ich es auch so, dass ich erst mal nur auf den Tisch lege und face-to-face man miteinander einfach redet, damit sich die Person schon mal drauf einstellen kann: Was ist das für ein Gerät? Und, ja. Und dann sage ich: Jetzt mache ich mal das Mikrofon an. Mache es dann auch an und halte es zwischen uns. Und in den meisten Fällen ist es wirklich so, dass ich das Gefühl habe: Dieses Mikrofon, dieses ganz physische, wird vergessen. Und das ist aber, glaube ich, die Kunst, dass es vor allem über die Augen geht, über einen Augenkontakt, über eine Ansprache, auch über das Gefühl, wir sind jetzt hier nicht live, wir können schneiden, wir können auch noch mal was herausnehmen, wir können noch mal was wiederholen. Und meistens entsteht dann ein sehr lockerer Ansatz. Dann liegt es natürlich daran, mit welchen Fragen ich komme. Und ich glaube, da ist es immer ganz schön, wenn es erst mal über eine ganz alltägliche Frage läuft und man wirklich erst mal fragt: 27:23 Peter Helling Wie geht es Ihnen heute? Haben Sie heute schon gefrühstückt? Wie erleben Sie gerade die Situation in der Politik? Oder das Wetter. Das ist vielleicht noch einfacher als die Politik. Und damit öffnet sich eigentlich schon etwas. Und dann kann man sich dem Thema gemeinsam nähern. Ich glaube, dass das Gegenüber immer spüren sollte: Es wird nicht manipuliert, es wird nicht zu Fragen hingedrängt. Mir ist auch wichtig, mich selber einzubringen. Immer mal wieder zu sagen: Das kenne ich auch. Oder: Das ist meine Erfahrung. Also ich sitze hier als Peter Helling, nicht als Institution NDR, sondern sitze als Person hier, die auch ihre Meinung hat. Die auch mal räuspert, die auch mal hustet oder sagt: Jetzt würde ich gerne mal von dem Kaffee trinken, sonst wird er kalt. Und dann entsteht im Gegenüber, glaube ich, auch das Gefühl: Ah, wunderbar, wir sind hier in einer vertrauensvollen Situation. Dieses Wort habe ich ja häufiger schon benutzt. Entscheidend ist, in relativ kurzer Zeit, Vertrauen aufzubauen. Das ist, glaube ich, für jedes Interview ganz, ganz wichtig. 28:20 Anja Redecker Ja, jetzt hast du schon ganz viele Aspekte angesprochen. Also ich habe gehört, bevor du überhaupt ein Interview anfragst, entwickelst du im Grunde genommen schon wie eine Art kleines Konzept und informierst dich entscheidend im Vorfeld mit wem du da sprichst, worüber du mit der Person sprichst und was vor allem auch deine Perspektive oder dein Fokus in dem ist, was du an die ZuhörerInnenschaft vermitteln möchtest. Ich finde tatsächlich auch diesen Aspekt extrem spannend, den du benennst, dass der Raum, in dem ihr das Interview führt, enorm entscheidend ist. Denn das ist meiner Meinung nach auch eine elementare Frage für andere Vermittlungsformate innerhalb des Theaters. Also wenn wir über Publikumsgespräche oder dergleichen sprechen, spielt eben auch Raum und das Setting, in dem wir uns befinden eine sehr große Rolle, wie die Gesprächsbereitschaft ist, wie die Atmosphäre ist, das Wohlfühlen der gegenübersitzenden Person. Und da finde ich ganz spannend, dass du sagst: 29:11 Anja Redecker Nein, wir treffen uns nicht in einem abgeschotteten Studio, in das keine Geräusche hereindringen, sondern es geht in erster Linie nicht um eine technische Komponente, sondern darum, dass die Person eben, wie du sagst, Vertrauen schaffen kann und in eine Situation gebracht wird, in der sie nicht Angst haben muss, etwas Falsches zu sagen. 29:30 Peter Helling Absolut. Das Studio ist auch wichtig. Immer wieder gerade bei längeren Gesprächsformaten, wenn ein Interview zum Beispiel eine halbe Stunde oder eine Stunde dauert und man dieses Interview wirklich auch in der ganzen Länge sendet. Dann ist natürlich auch technisch ganz wichtig, dass es einfach möglichst ruhig ist. In meinen Beiträgen, die drei bis vier Minuten dauern, ist das, finde ich, noch mal eine andere Situation. Dann finde ich, wie du sagst, ganz wichtig, dass: Es darf im Leben sein. Das darf an der Straße sein. Das kann im Theaterfoyer sein, wo ringsherum ganz viele Leute gerade rumlaufen. Ich glaube, es liegt auch ein bisschen am Thema, weil… Wenn ich jetzt zum Beispiel kurze Interviews nach einer Premiere führe – gar nicht so einfach –, mit ZuschauerInnen spreche: Wie hat Ihnen gerade das Stück gefallen?, dann setze ich voraus, dass im Hintergrund ganz viele Leute flüstern, reden, lachen. Das gehört mit dazu. 30:25 Peter Helling Das hört sich im Radio – kennen, glaube ich, die meisten – auch sehr toll an, dass man hört: Woa, da kommt gerade jemand frisch aus einer Premiere. Man hört das Summen der Stimmen im Hintergrund. Und dann geht es ja sozusagen nicht darum, jetzt zwei Milliarden Meter tief zu steigen bei dem Interview, sondern wirklich ganz unmittelbar eine bauchige Reaktion zu bekommen. Das ist auch ein Interview, ist sehr kurz, dauert manchmal nur eine Minute, ist aber auch eine Vertrauenssituation. Das geht ganz stark über die Augen, wie trete ich auch physisch dieser Person gegenüber, dass ich jetzt nicht jemanden erschrecke, sondern dastehe: Hallo, ich bin vom NDR. Und wirklich sage: Haben Sie gerade eine Sekunde Zeit? Viele haben dann auch keine Zeit. Das kann ich auch verstehen und respektiere ich sehr. Aber es sollte dann sozusagen möglichst frisch sein und offen sein. 31:12 Peter Helling Die andere Situation ist, wenn ich ein sehr, sehr ernstes Thema und die oder den Protagonisten länger sprechen möchte zu einem Thema, wo ich Zeit brauche, wo ich Geduld und Ruhe brauche. Dann ist so ein Raum nicht möglich. Dann wäre nicht ein quirliges Foyer der richtige Ort. Dann ist es wichtig zu sagen: Komm, wir gehen in einen ruhigen Raum, wo wir gemeinsam sprechen. Es liegt also auch immer ein bisschen am Kontext und an der Situation 31:39 Anja Redecker Und wenn du beispielsweise mit einer beteiligten Person an einer Produktion sprichst… Ich kann mir vorstellen, es ist gar nicht so einfach, sich für einen guten Zeitpunkt zu entscheiden, wann dieses Gespräch geführt wird. Denn zu Beginn einer Produktion, da ist vielleicht konzeptuell noch gar nicht so viel festgelegt oder es ist noch viel im Entstehen. Gleichzeitig sind die Beteiligten Personen vielleicht noch recht entspannt und neugierig und aufgeschlossen und eher redewillig als in einer Endprobenphase, wo vielleicht schon klarer ist, was am Ende auf der Bühne stehen wird. Gleichzeitig sind aber die Personen, mit denen du dann vielleicht sprichst unter einem höheren Druck, schon nervös. Wie entscheidest du, in welchem Moment oder für welches Format, welcher Zeitpunkt der geeignete ist? 32:21 Peter Helling Der Vorlauf ist ja der, dass wir in unseren Wochenkonferenzen innerhalb der Redaktion des Kulturjournals bei NDR 90,3 reden über Themen. Zum Beispiel schlage ich vor: Ich würde gerne einen Vorbericht machen aus der Produktion X im Haus Y, da ist in einer Woche Premiere und vielleicht kann ich in der Endprobenwoche mit was angucken. Dann, wenn das Thema genommen wird und wir etwas drüber machen, dann rufe ich – wie ich schon sagte – bei der Pressechefin an und sage: Ich hätte gerne jetzt einen Termin. Und dann weiß ich bereits, das Gespräch wird innerhalb der Endprobentage stattfinden. Denn es heißt, das, was ich sehe auf der Bühne ist hochsensibel. Und da kommt mir jetzt meine Vergangenheit als Dramaturg sehr zugute, weil ich sehr genau weiß, wie anspannend diese letzten Tage vor der Premiere sind. Das ist ja eine hochgradig gespannte, aber auch euphorische Situation. 33:17 Peter Helling Da entstehen manchmal ganz wunderbare O-Töne, gute Gespräche, weil die Menschen aufgeregt sind, weil sie Lust haben. Gleichzeitig muss ich genau spüren… Es kann ja auch Produktionen geben, die vielleicht gerade sehr arbeiten, wo es vielleicht wirklich viel zu hakeln gibt. Das entscheide ich dann, wenn ich das Gegenüber spüre und sehe. Da versuche ich dann, abzuchecken: Ist da ein Stress in der Luft? Und ich glaube ihn riechen zu können, den Stress – das weiß ich auch noch aus meiner Zeit als Dramaturg. Dann mache ich auch die Fragen kürzer, knapper. Dann ist ein Interview auch kürzer. Dann spüre ich: Jetzt sollten wir das relativ knapp halten und dann gehe ich auch. Da möchte ich nicht noch mal 30 Fragen zu dem und dem Thema stellen. Also vieles ist Entscheidung vor Ort, die Grundsituation wird aber im Vorfeld mit der Redaktion getroffen. 34:11 Anja Redecker Und wie viel Zeit planst du in etwa ein zum Beispiel für so eine Vorberichterstattung? Also du sagst: Ein Stück weit entscheidet sich das auch während des Gesprächs. Aber wenn du den Termin veranschlagst – Verabredest du sich dann für zwei Stunden oder für eine halbe Stunde? Ist das auch von der Beitragslänge im Endeffekt abhängig? 34:27 Peter Helling Von der Beitragslänge ist es nicht abhängig. In der Regel bleibt die bei drei, dreieinhalb Minuten. Ich bin der Meinung, es ist immer gut, halbe Stunde bis eine Stunde sich zu treffen. Das ist eigentlich eine ganz gute Möglichkeit, um dem Gegenüber zu signalisieren: Ich bin nicht gestresst, ich komme jetzt nicht nur vorbei und will jetzt hier super-duper O-Töne in einer viertel Stunde haben. Das stresst oft das Gegenüber mehr als zu sagen: Ich nehme mir gerne Zeit, aber zu viel Zeit ist auch nicht gut. Also wirklich zu sagen, zwei Stunden überfordert alle Parteien und alle Seiten, glaube ich. Also ich glaube, so eine gewisse Ruhe… Das entsteht eigentlich so nach einer halben Stunde, halbe Stunde, dreiviertel Stunde erfahrungsgemäß. Und dann kann man sich gut in die Augen gucken und es findet eine Begegnung statt. Gleichzeitig weiß das Gegenüber, da ist dann auch zu Ende. Und das ist eigentlich so erfahrungsgemäß eine ganz gute Zeit, um wirklich guten Kontakt herzustellen. 35:23 Peter Helling Und dann besteht natürlich die Aufgabe darin – und das ist oft der forderndste Teil meiner Arbeit –, dass ich zu Hause sitze und meine Aufnahme habe, dreiviertel Stunde – sehr oft mir ganz, ganz, ganz spannenden Geschichten, Erzählungen, Äußerungen – und dann eine Auswahl zu treffen. Dann muss ich… Ganz sorgfältig höre ich mir das durch und nehme dann die Teile heraus, die ich jetzt für den Beitrag verwende. Also ich nehme dann nur einen Bruchteil. Das ist dann oft die Herausforderung. 35:51 Anja Redecker Ich nehme auch an, dass innerhalb dieser Stunde, in der du dich vielleicht triffst mit den InterviewpartnerInnen, dass da nicht nur das reine Interview passiert. Vielleicht… Also du hast schon angedeutet, dass du erst einmal begrüßt, eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffst. Was für Vorbereitungen planst du noch mit ein? Also nehmen wir mal an, ganz konkret: Du bist verabredet mit Schauspielerin X/Y in der Kantine von Theater Z um 10 Uhr. Wann kommst du an? Was tust du als erstes? 36:19 Peter Helling Ich komme in der Regel viertel vor an. Bin dann vor Ort, schaue mich um. In der Regel wird man ja auch begrüßt von jemandem aus der Presseabteilung und kann sich dann dort schon mal fünf Minuten vor dem verabredeten Termin hinsetzen und seine Sachen auspacken, Jacke ausziehen. Also einfach auch signalisieren: Ich bin jetzt hier, ich stelle mich zur Verfügung, ich bin jetzt nicht auf dem Sprung mit einer Jacke in der Hand und Mütze auf dem Kopf. Sondern ich setze mich jetzt hier hin, ich lege mein Mikro auf den Tisch. Und meine Vorbereitung fängt natürlich viel früher an zu Hause oder im Büro, dass ich mich genau einarbeite in das jeweilige Stück, dass ich mir Fragen ausdenke, dass ich die Person vielleicht schon einmal in groben Zügen schon mal ein paar Daten kenne, an denen ich mich orientieren kann. Und dann habe ich mir Fragen notiert. Was so verrückt ist an meinem Beruf, so empfinde ich es: Sobald die Frage notiert ist in meinem Notizbuch, vergesse ich sie merkwürdig und vergesse sie nicht.Also das heißt, sie ist da, sie ist geschrieben. Es passiert aber fast nie, dass ich dahinein gucke in der Buch, während ich das Interview führe. 37:27 Musik [Dynamische Musik] 37:34 Anja Redecker Ich selbst habe Peter einmal dabei erlebt, wie er Interviews führt. Als Dramaturgin war ich eine von drei Personen, die zu zum Stück befragte. Auffällig war dabei, dass er hochgradig auf unsere Worte konzentriert schien. Und uns jeweils sehr aufmerksam zugewandt war. Dies machte sich auch in seiner Körperhaltung bemerkbar. Er wandte sich mit seiner ganzen Präsenz der Person zu, der er soeben eine Frage gestellt hatte. Und hielt steten Blickkontakt zu ihr. Ich hatte den Eindruck, dass er dabei auf ausgewogene Redeanteile achtete, vor allem aber ein Augenmerk darauf legte, wem von uns er welche Frage stellte, um so ein sinnvolles, multiperspektivisches Bild von der Produktion zu bekommen. 38:10 Musik [Dynamische Musik] 39:19 Peter Helling Das heißt, ich habe die irgendwie… Durch den Schreibvorgang ist sie mir präsent und interessanterweise, wenn ich dann später auf meine Fragen gucke nach dem Gespräch, wenn alle wieder gegangen sind, habe ich eigentlich alle Fragen gestellt. Also das heißt, das ist so wie ein innerer Fahrplan, den ich dann in mir trage, aber ich glaube, ganz, ganz wichtig ist. Und das ist, glaube ich, mein entscheidender Rat auch für jedes Interview, nicht nur eine vertrauensvolle Situation aufzubauen, sondern sich nicht abzuarbeiten an einem inneren Fahrplan. Das ist total langweilig. Wenn ich weiß: Ach, ich habe doch noch die und die Frage; sondern sich auf den Moment einzulassen. Wenn das Gegenüber gerade Schnupfen hat oder schlecht gelaunt, gestresst ist, stelle ich andere Fragen und komme doch an den Punkt, den ich vorher mir theoretisch überlegt habe. Aber ich glaube, wichtig ist, sich auf die Situation jetzt einzulassen. Und Interview ist jetzt. Absolut jetzt. Das ist nicht in der Theorie planbar, das ist absolut von ganz vielen Faktoren… 39:17 Peter Helling Zieht es? Klappt eine Tür zu? Fällt dem Gegenüber etwas herunter? Ganz viel. Kommt jemand gerade vom Arzt, vom Friseur oder von der Kita? Das sind unterschiedlichste Situationen, die aber auch das Gespräch wahnsinnig lebendig machen. Gestern habe ich mit einem Regisseur gesprochen, der musste noch – was ich total verstanden habe – in sein Käsebrot beißen und hatte die Backen voll, weil er einfach nicht dazu gekommen ist, sich was zu essen … dann ist ganz so wichtig, das abzuwarten. Und trotzdem weiß ich: Vielleicht spricht der noch ein bisschen mit Krümeln im Mund. So etwas macht aber auch ein Gespräch lebendig, dass ich das wahrnehme und dem Gegenüber signalisiere: Ich arbeite hier keine innere Liste ab, sondern lasse mich auf den Moment ein. 39:58 Anja Redecker Ich stelle mir gerade vor, wie dein Gesprächspartner, deine Gesprächspartnerin frisch vom Friseur kommt und alles komplett schiefgegangen ist und der Kopf aussieht wie Kraut und Rüben. Und kann mir durchaus vorstellen, dass das für die Person ein Stressmoment ist, aber gleichzeitig dann auch ein erstes Vertrauen herstellen kann, wenn man darüber vielleicht einmal gemeinsam kurz lachen kann. 40:17 Peter Helling Wenn das gelingt, ist es fast der perfekte Einstieg in ein Gespräch. Weil, wenn das Gegenüber merkt, wir wissen beide, die Frisur ist echt schiefgegangen und ich spüre dann eine Lockerung… Oft ist ja dann dem Gegenüber dann auch in dem jeweiligen Menschen die Offenheit, da zu sagen: Oh, ich komme gerade vom Friseur, das ist nicht so ganz geglückt. Da jetzt irgendwelche falsche Schmeicheleien zu geben, ist dann irgendwie auch nicht so ganz toll. Auch nicht vielleicht zu ehrlich. Weil: Ich kenne ja den Menschen nicht. Ich weiß nicht, ob er empfindlich ist. Das ist wichtig, dass man jetzt auch nicht zu sehr schon alles einem Gag opfert oder so. Aber oft entsteht dann darüber ein Humor und dann öffnen sich ganz viele Türen, weil man spürt, da kann ehrlich geredet werden. Man hat einen Humor in der Luft und es ist nicht bierernst. Und da entsteht auch Vertrauen darüber. Ich glaube, das ist dann wieder so ein ganz schöner Vertrauensöffner. 41:14 Anja Redecker Du hast schon angedeutet, du kennst in der Regel die Personen, mit denen du sprichst vorher nicht. Führt das zu unterschiedlichen Herangehensweisen für dich, ob du eine Person vorher kennst oder nicht? Und ich kann mit vorstellen, gerade in diesem Feld kann das sicherlich auch vorkommen, dass man manchmal mit sehr bekannten Personen zu tun hat, vor denen man vielleicht auch eine gewisse Ehrfurcht hat, deren Arbeit man enorm schätzt, die man vielleicht ein Stück weit auch bewundert. Oder auch in die andere Richtung. Die man vielleicht kritisch betrachtet. Wie verändert das oder wie beeinflusst das deine Gesprächsführung? 41:46 Peter Helling Das ist ganz spannend. Ich glaube, sie sollte es auf eine Art gar nicht beeinflussen, tut es dann doch, weil ich mich ja auch mit einbringe. Also das heißt, Interview… Ich bin ja keine Interviewmaschine, die da sitzt und das Mikro aufmacht und Fragen absondert. Das ist ja Quatsch Ich bin ja auch als Person vorhanden. Und es ist wichtig, dass ich als Person vorhanden bin, weil: Sonst funktioniert die Balance nicht. Und erst mal bin ich der Meinung: Vollkommen auf Augenhöhe. Das heißt, würde ich jetzt mit dem neuen Kanzler zum Beispiel reden oder mit Intendant, Intendantin X/Y, wo erst mal so ein riesen Haus vielleicht im Hintergrund steht, das ist… flößt mir, ja, Respekt, auf jeden Fall Respekt ein. Den habe ich aber auch bei jedem, jeder anderen. Also es gibt natürlich schon eine gewisse Aura von Menschen, das glaube ich schon, die vielleicht besonders bekannt sind. Ich glaube aber, es ist wichtig, genau mit derselben Unverstelltheit auf Menschen zuzugehen. 42:47 Peter Helling Weil, ich glaube: Auch im Gegenüber, wenn es jemand ist, der sehr bekannt ist, den stresst das oder die eher, wenn da eine Art von Demutshaltung eingenommen wird, dass es eher stressig ist. Ich glaube, es geht auch da darum, mit einem Lächeln, mit einer Offenheit, mit einem Blick in die Augen zu signalisieren: Ich finde Sie klasse, ich bin vielleicht auch Fan oder auch nicht – das sagt man dann zwar nicht –, aber es geht erst mal darum, wir sind als Menschen voreinander. Das heißt, wir sind gleichberechtigt. In dieser Situation – also ich habe ja vorhin schon gesagt, im Interview – passiert jetzt. Aber ein Interview, finde ich, ist auch… das ist gleichberechtigt. Sonst entstehen nicht ein Flow, ein Fluss, ein gewisser Geist, ein Spirit, der wirklich gut ist. Weil, ich glaube: Wenn das Gegenüber merkt, man ist in Respekt erstarrt, sondert das Gegenüber, der dann, die dann besonderen Fame hat, auch möglicherweise Standardantworten ab. Das will ich natürlich auch nicht. 43:49 Peter Helling Gleichzeitig, wenn ich jemanden vor mir habe, dem ich mich überlegen oder sonst wie fühle oder den ich sehr kritisch sehe; auch da bin ich als Journalist immer gehalten, objektiv zu bleiben. Also das heißt, die innere Meinung, die innere Bewunderung oder innere Kritik, nach hinten zu drängen – sie ist da, sie wird da sein, aber sie wird nicht Teil des Gesprächs sein. Denn vordergründig ist das erste, ich glaube, das ist immer das tollste – für mich ist es das tollste als Interviewführender in dem Moment – mich selbst überraschen zu lassen. Denn zu oft kennst man ja Menschen, vielleicht von der Leinwand, von der Bühne, hat vielleicht ein Urteil, das aber dann gar nicht stimmt. Also insofern ist es ganz wichtig, dieses Urteil über Bord zu werfen und mit einer großen Offenheit, aber auch immer mit einer gewissen kritischen Distanz zu mir selber auch in ein Gespräch zu gehen. 44:44 Peter Helling Denn Interviews – vielleicht ist das auch noch ein wichtiger Faktor – handeln auch immer von Distanz, von Respekt. Und das ist kein Paradox. Man kann sich respektvoll nähern, man kann… Es findet jetzt statt. Man kann Vertrauen aufbauen, aber es ist eine respektvolle Distanz. Und ich glaube, die zu vermitteln ist auch ganz wichtig und auch lustigerweise auch ich als Interviewführender muss Distanz zu meiner eigenen schnelllebigen Meinung haben, zu meinem Geschmack. Ich darf nicht geschmäcklerisch werden. Denn weder ist es gut, wenn ich jetzt jemanden zu sehr bewundere und quasi nur Hymnen und nur liebe, dienerische Fragen stelle – das bringt niemandem etwas –, noch wenn ich jemanden kritisch sehe und nur rumnöle in meinen Fragen. Also da ist es eigentlich ganz wichtig, sich selber so ein bisschen zu überprüfen, zu gucken im Gespräch: Wo bin ich jetzt zu nah, wo sollte ich jetzt mal zwei Schritte wieder zurücktreten? Wo bin ich vielleicht zu weit weg, wo muss ich wieder rangehen, weil ich ein Vorurteil in mir trage? 45:46 Peter Helling Also ich bin ja ein Mensch. Ich komme ja auch… Ich bin ja dann, wie gesagt, keine Maschine. Ich glaube, diese Vorurteile, die sollten weg. Sondern es sollte zu einer Begegnung kommen zwischen Mensch und Mensch 45:57 Anja Redecker Ja, diese unterschiedlichen Herangehensweisen beziehen sich jetzt vor allem auf die Inhalte, die vorkommen in den Gesprächen. Mich würde natürlich auch noch interessieren, eher auf einer formalen Ebene, die spannende Frage: Es gibt sehr unterschiedliche Menschen, die in einem Satz auf den Punkt kommen und dann auch nicht mehr zu sagen haben oder die sehr nervös sind und sich verhaspeln; und auf der anderen Seite gibt es Menschen, vielleicht gerade auch im Theaterbereich, die natürlich auch eine Lust an der Selbstveräußerung haben. Hinzu kommt, dass sie vielleicht häufig auch sehr redegewandt sind und rhetorisch begabt und viel zu sagen haben. Ich meine, das ist in der Regel ihre Produktion, an der sie wochenlang gearbeitet haben. Wie gehst du damit um einerseits, wenn jemand nur stottert und der Angstschweiß ausbricht. Sind dann auch Pausen oder ein Abbruch für dich denkbar? Und auf der anderen Seite, wenn jemand gar nicht aus dem Reden herauskommt und du deine Fragen gar nicht mehr stellen kannst: Wie gehst du dazwischen? Was gibt es da für Möglichkeiten? 46:52 Peter Helling Das Gute ist ja, dass ich die genannte Zeit von einer dreiviertel Stunde recht frei nutzen kann. Es ist keine Livesituation. Das ist noch mal echt noch mal ein anderer Schnack. Das mache ich manchmal auch, Liveinterviews und das ist echt noch mal eine andere Herausforderung, weil du weißt: Der Zeiger läuft und es ist ganz wichtig, in dieser kurzen Zeit prägnante Fragen und Antworten zu bekommen. Wenn es keine Livesituation ist, ist es, finde ich, relativ einfach, immer wieder zu vermitteln: Wir machen eine kurze Pause, lassen wir uns doch kurz mal ein Glas Wasser trinken oder wir gehen mal raus, wir können ja auch mal um den Block gehen, vielleicht ist das einfach besser. Das heißt, vielleicht ist manchmal ein Ortswechsel gut, vielleicht ist manchmal gut, kurz abzusetzen, auch immer wieder zu vermitteln: Ach, das schneiden wir raus. Das heißt, eigentlich immer klarzumachen: Ich kann das Interview noch bearbeiten, ich kann daran… ich kann das und das herausnehmen und vielleicht mal die Situation zu wechseln. 47:54 Peter Helling Abbrechen musste ich bisher kein Interview. Das war nie nötig. Ich mir gerade… Nein. Das war nie. Was schon schwieriger ist, ist, sage ich mal, wenn sehr, sehr lange Sätze kommen und dazwischenzugehen. Das ist gar nicht einfach. Das ist nicht einfach. Denn da braucht es manchmal… Das kann aber, finde ich, über Humor. Ich finde Humor ein ganz wichtiger Punkt, dass man dann zum Beispiel sagt: So, jetzt muss ich einfach noch mal kurz dazwischen, das war jetzt total ausführlich und super interessant, aber ich möchte jetzt gerne noch mal zu einem Punkt zurück; lassen Sie uns da vielleicht noch mal hingehen. Das heißt, wirklich zu sagen, so ein bisschen mit einem Lächeln zu sagen: Ich finde das alles prima soweit. Also auch unterstützend dabei sein. Ich will ja nicht während des Interviews schon eine Bewertung abgeben. Es wäre ja ganz schlimm, wenn ich jetzt im Interview sage: Also Entschuldigung, das war gerade total langweilig, was Sie gesagt haben, ich glaube, wir fangen noch mal an. 48:53 Peter Helling Würde ich das tun, habe ich meinen Beruf nicht gemacht. Ich kann mir so etwas nicht vorstellen. Was aber schon sein kann, wenn das Gegenüber sagt: Och, ich war gerade total nervös, ich habe nur gestottert; können wir noch mal anfangen? Na klar. Sofort. Dann sage ich sofort ja. Das passiert. Bei so langen Sätzen und woawoa, wo man sich gerne reden hört, das passiert ja – kann mir ja genau so passieren –, dass man dann auch mal den Mut hat zu sagen: So, jetzt gehe ich mal dazwischen. Aber das kann man mit einem Augenzwinkern. Und meistens funktioniert das total gut, weil das Gegenüber meistens erschrickt und selbst merkt: Hoppla, jetzt habe ich mich aber verhaspelt; klar, logisch, lassen wir uns noch mal zum Thema zurückgehen. So funktioniert das eigentlich relativ gut. Aber noch mal: Eine Liveinterviewsituation stellt noch mal eine besondere Herausforderung dar. 49:42 Anja Redecker Ja, ich kann mir auch vorstellen, dass es tatsächlich letztlicher so ist, dass beide Seiten daran interessiert sind, dass am Ende ein gutes Interview für das Publikum, für die ZuhörerInnenschaft hinauskommt. Und dass es vielleicht auch sinnvoll ist, diesen Aspekt noch mal zu stärken und das Gefühl zu vermitteln: Wir sind hier beide daran interessiert, dass ein interessantes Endergebnis dabei herauskommt. 50:02 Peter Halling Richtig. 50:03 Musik [Dynamische Musik] 50:10 Anja Redecker Wenn ich als produktionsbegleitende Dramaturgin ein Interview konzipiere, habe ich den großen Vorteil, dass ich gewisse inhaltliche Schwerpunkte setzen kann, deren Vermittlung meiner Ansicht nach für die Produktion besonders relevant ist. Wenn beispielsweise ein Bühnenbild die gesamte Konzeption unerwartet verändert hat, macht es möglicherweise Sinn, ein Gespräch mit der bühnenbildverantwortlichen Person zu führen. Wenn die Produktion auf einem unbeachteten Textfragment aus der Antike basiert, kann ich das Interview dazu nutzen, dem Publikum hierzu Hintergrundwissen zu vermitteln. Möglicherweise auch durch ein Gespräch mit einem Experten oder einer Expertin abseits der Produktion. Oder ich entscheide mich durch spezielle Arbeitsweise der Produktion zu beleuchten. Oder einen Fokus auf die gesellschaftspolitische Komponente zu legen, die berührt wird. Oder auf die ungewöhnliche Besetzung. Oder… Na ja… Es gibt tausend produktionsabhängige Möglichkeiten. 50:58 Musik [Dynamische Musik] 51:05 Anja Redecker Du hast schon angesprochen, dass du im Nachgang dann auch ins Kürzen gehst. Da würde mich noch mal konkret interessieren, wie das aussieht. Du führst also ein Interview, das vielleicht – ich weiß nicht – sagen wir mal 45 bis 60 Minuten dauert und musst das irgendwie kondensieren auf einen drei- bis vierminütigen Beitrag. 51:21 Peter Helling Ja. 51:21 Anja Redecker Wie gehst du vor? Wie filtert man da die spannendsten Elemente heraus? 51:25 Peter Helling Ich glaube, das ist tatsächlich ein Vorgang, der dem Theater vielleicht so gar nicht so unähnlich ist oder der Arbeit als Dramaturg. Denn als Dramaturg sitzt du ja auch auf Proben, guckst dir einen Rohzustand eines Stücks an, eine Szene, die noch nicht fertig ist. Und du bist quasi erster Zuschauer, erste Zuschauerin – das ist ja das Tolle an dem Beruf des Dramaturgen, so habe ich das immer verstanden – und erlebst Situationen auf der Bühne, die dich fesseln. Momente, Augenblicke. Aber dann gibt es Strecken, die dich total langweilen. Und du schweifst ab in Gedanken. Du sitzt da uns merkst: Hoppla, ich denke ja gar nicht mehr an das Stück. Und dann ist ja die Aufgabe als Dramaturg, als Dramaturgin, das der Regisseurin, dem Regisseur zu spiegeln und zu sagen: Du, da war eine Stelle, da war ich komplett weg; da wird zwar Entscheidendes verhandelt, aber ich war gar nicht mehr dabei; das war für mich nicht interessant; was ist passiert? 52:19 Peter Helling Oder zu sagen: Dieser Moment, den bewahren, der war ganz toll. Und ganz oft passiert das ja, dass ein Regieteam sagt: Mensch, super, dass du es sagst; diese Stelle die haben wir ja auch noch nicht gearbeitet, da schwimmen wir, da schwimmt die Schauspielerin; zum Beispiel; da gehen wir noch mal ran. Oder zu sagen: Super, diesen einen Moment, den hätte ich jetzt übersehen, der war aber nur heute, nur heute hat sie die Tasse so genommen; klasse, wir schreiben das sofort auf und spiegeln das der Schauspielerin. Und so entsteht ja, finde ich, gute Dramaturgenarbeit, dass sozusagen man sich selber ein bisschen zur Bühne macht. Und ähnlich ist, wenn ich mir jetzt sozusagen so ein Interview anhöre. Dann weiß ich eigentlich noch aus dem frischen Gespräch, was ich in echt paar Stunden vorher geführt habe, weiß ich noch in etwa, da gab es die und die Stelle, da war ein besonderes Klima im Gespräch, da war eine besondere Wachheit, da haben wir einen bestimmten Aspekt angesprochen, der war besonders intensiv. Und ich kann also schon instinktiv spüren: Da sind drei, vier, fünf Stellen, die würde ich sehr, sehr gerne mit in meinen Beitrag nehmen. 53:23 Peter Helling Gleichzeitig gibt es, finde ich, aus jedem Interview ein gewisses Grundklima, eine Grundatmosphäre. Ich kann dann zum Beispiel überlegen. Ich schreibe ja meinen Beitrag, ich schreibe ein Manuskript, in das ich dann die O-Töne sozusagen einbette und kann mir aber überlegen, dass ich die Situation, diese Stimmung schon mal schildere. Nicht verräterisch, nicht, indem ich die Situation sozusagen reißerisch beschreibe. Aber ich kann zum Beispiel sagen: Hier im Café ist eine Menge los, hier sitzen ganz viele Menschen, es wird geklappert, es ist eine unruhige Situation und Person X – ja – muss sich mehrfach umgucken. Also ist beschreibe also den Kontext und kann damit eigentlich schon ganz viel abbilden, was die Atmosphäre des Gesprächs war. Und damit habe ich bereits, was man vielleicht in vielen, vielen Worten im Interview erst hört, habe ich aber bereits im Manuskript drin. Ich habe quasi schon einen gewissen Spirit abgebildet. 54:25 Peter Helling Und dann kommen die jeweiligen O-Töne mit rein und ich gehe wirklich dann die dreiviertel Stunde, halbe Stunde durch, habe die Tonspur und baue dann und markiere dann die einzelnen O-Töne, die ich besonders interessant fand, wo ich das Gefühl hatte: Da war das Gespräch besonders intensiv. Und die nehme ich dann raus und die transkribiere ich dann und gucke, dass ich diese dann in das Manuskript mit hineinbaue. 54:50 Anja Redekcer Und ist das schon mal vorgekommen, dass nach Ausstrahlung deines Beitrags Beschwerden kamen? Oder auch positive Rückmeldungen. Also gibt es nach dem Interview noch irgendeine Form der Kommunikation mit der Gesprächsperson? 55:04 Peter Helling Immer wieder. Ja. Weil mich sozusagen die Beitragenden dann auch bitten – die Pressestellen der jeweiligen Häuser, darum bittet aber auch die Person X/Y auch –, dass wir die Beiträge, dass ich die Beiträge danach auch noch schicke als Datei. 55:18 Anja Redekcer Vor der Veröffentlichung? 55:20 Peter Helling. Nee. Es wird erst mal gesendet. Und das ist ganz wichtig. Es wird im NDR ausgestrahlt. Und dann schicke ich es auf Anfrage noch mal zu. Immer – und das ist auch ganz, ganz wichtig – unter dem Vorbehalt, dass es eben jetzt nicht in zig Verteiler kommt, sondern, dass es klar ist, die Quelle ist NDR 90,3 und ich stehe als Autor dabei. Das heißt, es ist ganz wichtig, dass es markiert ist. Das ist ganz entscheidend. Das Schöne ist, ich bekomme viel, viel positives Feedback. Ich bekommt manchmal auch keines, gar keines. Zum Beispiel eine Kritik an einem Stück. Das erwarte ich auch jetzt nicht. Ich erwarte jetzt auch nicht, dass da sofort eine Rückmeldung kommt. Aber zum Beispiel gerade bei KünstlerInnenportraits, da finde ich es schon schön, wenn ich merke, das Gegenüber antwortet und sagt: Mensch, ich sehe mich da gespiegelt. Oder: Ich sehen mich da in dem Gespräch. Ich habe Beschwerden eigentlich so gut wie gar nicht gehört jetzt in den Jahren. 56:21 Peter Helling Was ich schon manchmal höre – und das ist aber, finde ich dann fast ein schönes, also ein verstecktes Kompliment oder ein Kompliment an unsere Interviewsituation. So herum. An unsere Gesprächssituation: Mensch, schade, dass es nur drei Minuten waren, der und der und der Aspekt tauchten ja gar nicht auf, aber das, was drin war, das war toll, das war stark. Also, dass es eher so ein Bedauern gibt, dass die Interviewsituation nicht eins zu eins mit drin ist. Das sage ich auch immer und oft nach dem Interview, dass ich nur einen Teil natürlich nehmen kann. Und das kommt manchmal eher. Aber ein richtiges Gespräch findet eigentlich danach jetzt nicht statt, aber schon oft ein Feedback: Toll, ich sehe das Gespräch wieder. Oder: Ich spüre das, dass mein Werk, mein künstlerisches Werk gezeigt wird, genau abgebildet wird. 57:17 Peter Helling Und insofern ganz schön. Also ich habe sehr viel positives Feedback bekommen. Aber ich bin natürlich auch Journalist, das ist ganz entscheidend. Es gibt auch… Ich darf nicht davon abhängen. Ich darf sozusagen mich nicht… Ich arbeite in meiner nicht zu Gefallen von Person X, sondern für die Hörer und Hörerinnen des Senders, des öffentlich-rechtlichen Senders. Das heißt, ich habe meinen Auftrag, dass ich immer meine Hörerschaft auch im Hinterkopf habe. Das ist vielleicht noch mal ganz wichtig der Aspekt, dass bei allen Interviews, die geführt werden: Es soll verständlich sein, es soll die Menschen, die dann am Radio sitzen erreichen. Und deswegen ist das mein Auftrag, dass ich den Gegenstand meines Berichts respektvoll behandle, dass das Gespräch, das Interview mit dem Menschen respektvoll ist. Und gleichzeitig, dass ich aber auch als kritischer, offener Journalist das nach außen transportiere. 58:18 Peter Helling Nahmen wir mal an, ich habe eine Premiere ganz blöd gefunden. Ich, Peter Helling, fand die furchtbar. Dann ist meine Aufgabe, diese Kritik auch zu formulieren. Und das können auch manchmal harte Kritiken sein, in dem Sinne, dass ich sehr offen sehr deutlich mache: Dieser Abend hat für mich nicht funktioniert. Das sollte nicht zynisch sein, das sollte nicht jetzt Menschen herabwürdigen, das ist wichtig, aber den Abend, das Kunstprodukt, sage ich jetzt mal, soll es schon kritisch beleuchten können. Und dann, wenn das gesendet wurde und ich zum Beispiel den Beitrag noch mal schicke, einfach dass das jeweilige Theater den bekommt, dann bekommt ich oft überhaupt keine Rückmeldung. Davon darf ich mich aber auch nicht abhängig machen. Das bedeutet, den Applaus, den kriegen andere. Auf den Applaus darf ich als Journalist nicht wert legen, sondern ich muss frei und unabhängig sein. Das ist ganz, ganz wichtig. 59:09 Anja Redecker Ich denke, das ist vermutlich auch noch mal ein entscheidender Unterschied im Interviewführen aus einer Presseperspektive heraus, weil da natürlich die Unabhängigkeit absolut elementar ist im Vergleich zu Interviews, die ich vielleicht als Dramaturg, Dramaturgin mit Produktionsbeteiligten führe, und innerhalb dieses Theaterkosmos’ einem Publikum zur Verfügung zu stellen. Denn da spielen natürlich auch rechtliche Dinge da noch mal eine größere Rolle. Welche Vereinbarungen man darüber trifft, wann unter welchen Kontexten zum Beispiel ein Podcast verwendet werden darf oder auch ein schriftliches Interview. Dazu vielleicht gleich noch ein kleiner Auszug, was bezüglich der rechtlichen Hintergründe zu beachten ist. 59:47 Musik [Dynamische Musik] 59:55 Anja Redecker Für die Verwendung von Interviews wird externen ExpertInnen oder Produktionsbeteiligten sollte in jedem Fall genau abgesprochen werden, wo, wann und wie lange und unter der Verwendung welcher Lizenz diese passiert. Dazu gehören auch Absprachen zu der Verwendung des eigenen Bildes bei audiovisuell aufgezeichneten Gesprächen. Da es sich bei Vermittlungsmaterial nicht um Berichterstattung der Presse handelt, ist es sinnvoll, die Verwendung und ggf. auch die Honorierung vertraglich festzuhalten. An festen Häusern gibt es hierzu in der Regel bereits Erfahrungswerte und Praktiken, die entsprechend angewandt werden können. 60:26 Musik [Dynamische Musik] 60:33 Anja Redekcer Peter, ich würde mich total freuen, einmal von dir zu hören, vielleicht zum Abschluss unseres Gesprächs: Wie ging es dir denn heute? Denn wir haben ja so ein bisschen Rollen getauscht. Du bist heute die interviewte Person. Wie fühlt sich das für dich an? 60:45 Peter Helling Ungewohnt. Und ungewöhnlich. Aber gut. Ich finde, dass du gute Fragen stellst. Wir sitzen hier mit unseren Mikros vor dem halben Gesicht, aber wir sehen uns in die Augen. Und ich habe das Gefühl, dass dadurch auch eine Situation ist, in der ich mich öffnen kann, in der ich auch Sachen sagen kann. Und ich fühle mich wohl. Aber es ist eine ungewohnte Situation. Denn tatsächlich möchte ich gar nicht so sehr auf dieser Seite des Interviews sitzen. Das ist einfach dem Beruf… wohnt dem Beruf nicht inne, sondern eher dein Sitz bekleiden. Dennoch fand ich es richtig klasse. Ich mochte es jetzt gerne, mit dir zu sprechen. Ich fühlte mich sehr vertrauensvoll in dein Gespräch gezogen. 61:30 Anja Redecker Das freut mich sehr. Und ich kann auch aus dem Nähkästchen plaudern, dass natürlich auch ich Notizen und einen Spickzettel dabei habe. Aber um nicht mit dem Papier zu knistern, habe ich sie quasi nicht verwendet. Also es ist genauso, wie du sagst. Die Fragen, die man sich vorbereitet hat, den Fokus, den man auf ein solches Gespräch hat, er transportiert sich, er bleibt in einem verhaftet. Und irgendwie entwickelt es… Das ist viel wichtiger eben, wie du auch stark ins Zentrum gestellt hast, im Jetzt zu sein und tatsächlich ein Gespräch zu führen. Vielleicht mehr eine solche Situation wirklich als Gespräch zu begreifen als ein formales Interview oder dergleichen. 62:05 Peter Helling Ich glaube, du sagst es: Ein Gespräch. Darum geht es. Eine Begegnung, ein Gespräch im Hier und im Jetzt. 62:09 Anja Redecker Vielen Dank, Peter. 62:10 Peter Helling Sehr gerne, Anja. 62:11 Musik [Dynamische Musik] 62:16 Anja Redecker Das war das Postscriptum Folge zwei Die Kunst des Interviewführens mit Peter Helling. Ich hoffe, dieses PS hat euch gefallen. Und verweise gerne noch mal auf unsere schwer zu diktierende Homepage: hoou.hfmt-hamburg.de/accessing_theatre Klickt euch durch und schaut immer mal wieder vorbei, denn von Semester zu Semester kommen mehr Inhalte dazu. Vielleicht bald auch schon das nächste Postscriptum. Tschüss. 62:42 Musik [Dynamische Musik, fadet aus] Outro [Outro HOOU] Transkribiert von: Nora Ebneth Hamburg, Februar 2022